„Ach, du warst in Kroatien? Und wie war denn der Urlaub?“ ist einer jener Sätze, mit denen ich regelmäßig konfrontiert werde.
Als typisch österreichisches „Land-Ei“ verbindet man mit Kroatien oder Italien automatisch Sonne, Strand und Baden, umso mehr, wenn man von einer Segelyacht spricht. Frag doch einmal einen Autobuschauffeur wie der Schiurlaub war, wenn er erzählt, dass er letztens in Kitzbühl war 😉
Was die wenigsten wissen ist, dass man zum Führen einer Segelyacht eine entsprechende Ausbildung und eine Lizenz benötigt,[1. …bzw. eine entsprechende Ausbildung haben sollte, wenn man nicht verantwortungslos und grob fahrlässig ist.] genauso wie man zum Autofahren ja auch einen Führerschein braucht. Mit einer Yacht auf dem Meer unterwegs zu sein ist etwas anderes als mit dem Ruderboot auf einem See im Kreis zu fahren.
Die Ausbildung für die Sportschifffahrt mit einer Segelyacht ist aufwendig und umfangreich, denn anders als mit einem PKW ist man auf sich allein gestellt und man kann nicht einfach rechts ran fahren, wenn es einmal Probleme gibt.
Und genau dafür gibt es entsprechende Ausbildungstörns, die sehr zeitintensiv und anspruchsvoll sind, wo ich als Ausbildner unterwegs[1. B3-on-Water und SailAUSTRIA.] bin. Diese Törns sind i.d.R. zeitig im Frühjahr oder im Spätherbst. Da ist es in erster Linie kalt und windig, was fürs Training durchaus vorteilhaft ist. Außer, dass man am Meer ist, hat das Ganze jedoch nichts mit Urlaub zu tun, schon gar nicht für den Trainer.[1. Natürlich gibt es auch Seefahrtschulen, bei denen eine solche Ausbildung eher einem Urlaub gleicht, lernen wird man dort aber nicht viel. Es gibt ja auch Kurse bei Schulungsunternehmen, wo man sich nur langweilt und solche wo man etwas lernt.]
Gleiches gilt natürlich auch wenn man als Skipper für einen Urlaubstörn fährt. Das ist natürlich weit aus weniger anstrengend, als eine Woche Ausbildung zu machen, dennoch ist man die ganze Woche für Schiff und Crew verantwortlich, also 7×24 und nicht nur 8-16 Uhr.
2 Kommentare
Hans · 4. Mai 2015 um 10:17
ja – es ist aufwändig, Skipper zu werden, und noch aufwändiger, einer zusein…. aber zahlen will keiner was dafür, schließlich istd er Skipper ja auch im urlaub…. das erzähl mal einem Skilehrer oder Reiseleiter
Es würde zeit, endlich die vielen Möchtegern-Teilzeit-Urlaubsskipper mal vor die Frage zu stellen, ob sie diese Tätigekti wirkich asl Job machen wollen: ohne Ruhezeit, 24 Std im Dienst, Verantwortung für einen hohen Vermögenswert und leib und Leben der oft unerfahrenen Crew, auf engstem Raum mit Gästen, egal, ob man die mag oder nicht (ist es immer anstrengend), im Sommer durchgängig ohne freien Tag, auf Abruf ohne Jobgarantier, keine Versicherung, keine Urlaubsansprüche, keine Krankenversicherung…. man muss es nicht machen, stimmt. Aber diejenigen, die es in Anspruch nehmen haben all diese sozialen Annehmlichkeiten und dann knausern sie gerne am Skipper… Umdenken wär angesagt!
eagle · 4. Mai 2015 um 10:33
Ja, da hast du absolut recht. Für die meisten ist der Urlaub dann aber eh mehr Psychostress als Urlaub. Kannst du bei jedem zweiten Anlegemanöver beobachten.
Ich weiß auch nicht, warum gerade das Führen von Segelyachten so unterschätzt wird. Vielleicht weil einem die Urlaubskataloge das verträumte Bild von weißen Stränden am blauen Meer mit Yacht vor Anker einreden?